Fasching, Fastnacht, Karneval

Kategorie: Brauchtumstage / weltlich

Datum: Rosenmontag und Faschingsdienstag sind die "eigentlichen" Faschingstage - vor dem Ende der "Faschingszeit" am Aschermittwoch. Dieser ist der 7. Mittwoch vor Ostern.

Die eigentliche Faschingszeit beginnt am 6. Januar, dem Dreikönigstag. Dass Fasching am 11.11. um 11.11 Uhr beginnt, ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und hängt wohl damit zusammen, daß die Zahl Elf schon lange als "närrische Zahl" gilt. An diesem Tag "erwachen" die Narren und beginnen mit den Vorbereitungen für Fasching.

Rosenmontag: 2005: 7.2. / 2006: 27.2. / 2007: 19.2. / 2008: 4.2. / 2009: 23.2. / 2010: 15.2. / 2011: 7.3.

Verbreitung: bundesweit

Andere Bezeichnungen für diese Tage: "tolle Tage", "närrische Tage", "5. Jahreszeit"

Bedeutung Fasching

Einerseits bot das ursprüngliche Faschingsfest die Gelegenheit, vor der Fastenzeit noch einmal "auf den Putz zu hauen", bevor dann 40 Tage gefastet und gebetet wurde. Andererseits sollen insbesondere auch die Verkleidungen vor den Gefahren der Täuschung und des Bösen warnen und eine abschreckende Wirkung haben. Die Tradition des Faschings macht also nur Sinn im Zusammenhang mit der Fastenzeit und der Vorbereitung auf Ostern.

Brauchtum Fasching

Tagesnamen: In der letzten Woche bis Aschermittwoch hat fast jeder Tag seinen eigenen traditionellen Namen. Viele davon gehen auf die Gewohnheit zurück, sich vor der Fastenzeit noch einmal den Bauch vollzuschlagen. So zum Beispiel der "Schmalzige Samstag", aber auch am Faschingsdienstag wird noch einmal ausgiebig gegessen. Am sogenannten Rosenmontag finden vielerorts große Faschingsumzüge statt. Der Tag wird in manchen Gegenden auch feister Montag oder blauer Montag genannt.

Begraben der "alten Fastnacht": Am Faschingsdienstag treffen sich die Narren in einem Wirtshaus, wo sie unter großem Wehklagen einen parodierten Leichenschmaus abhalten. Dann ziehen sie durch die Straßen, wobei sie laute Klagelieder singen, und tragen eine Puppe, die die "alte Fastnacht" darstellen soll, zu Grabe.

Weiberfastnacht: Die Weiberfastnacht wird je nach Region unterschiedlich gefeiert. In München zum Beispiel verkleiden sich die Marktfrauen und tanzen auf dem Viktualienmarkt. In anderen Gegenden gibt es "Weibersitzungen", zu denen Männer nur Zutritt haben, wenn sie sich als Frau verkleiden. In vielen Büros machen die "Weiber" Jagd auf die Krawatten der männlichen Kollegen. Sie schneiden die Krawatte kurz unterhalb des Knotens ab und sammeln möglichst viele Trophäen.

Fastnachtsumzüge: Die großen Umzüge finden traditionell am Rosenmontag statt. Besonders Köln und Düsseldorf sind bekannt für ihre Rosenmontags-Umzüge.

Tanzmariechen: Früher waren die Frauen nur schmückendes Beiwerk der männlichen Garden. Erst seit den 50er Jahren tanzen die Frauen auf den Bühnen. Die Konkurrenz ist groß und das Training hart, da es der Traum vieler Mädchen ist, einmal als Tanzmariechen bei einer der großen Sitzungen aufzutreten.

Hexen: Die Hexenkostüm wurde von den Hexen der Märchen inspiriert. Ein Zusammenhang mit den Hexenverbrennungen des Mittelalters besteht nicht! Das erste Hexenkostüm gab es 1933. Populär wurde es im Dritten Reich, da die Nationalsozialisten die Faschingszeit nicht im Zusammenhang mit der Kirche, sondern im Rahmen eines germanischen, heidnischen Brauches sehen wollten. Die Hexe paßte da gut hinein, da schon damals viele der Meinung waren, Fasching sei ursprünglich ein heidnisches Fest zur Austreibung des Winters gewesen.

Geschichte / Ursprung Fasching

Der Tag des Faschingsbeginns (6. Januar) geht zurück auf die Tradition eines beliebten Spieles am Dreikönigstag, dem sogenannten Bohnenspiel: In einen Kuchen, der am Dreikönigstag gegessen wurde, wurde eine Bohne eingebacken. Wer diese in seinem Stück fand, mußte das Bohnenfest ausrichten, eine Art Maskenball. Dieses Fest mit Tanzveranstaltungen, Trinkgelagen und großen Festessen war eine Art erstes Faschingsfest. Bereits zu dieser Zeit wurde ein Faschingskönig bestimmt, der während der närrischen Tage das Narrenreich regierte. Heute lebt diese Tradition in den Elferräten fort. In vielen Städten nehmen die Narren außerdem den Rathausschlüssel an sich.

Der Narr gehörte nicht von Anfang an zum Fasching dazu. Er ist vielmehr eine Gestalt aus der Bibel! Im 52. Psalm steht "Der Narr sprach in seinem Herzen: es gibt keinen Gott." Im 12. Jahrhundert begannen die Mönche damit, diesen Text mit einer Gestalt mit Narrenkappe zu illustrieren. Bis zum 16. Jahrhundert fügten sie zur Kappe noch Eselsohren hinzu und gaben dem Narren außerdem Schellen und das Narrenzepter oder einen Spiegel. Die Eselsohren stehen für die Dummheit, Schellen für das Fehlen der Nächstenliebe und Zepter oder Spiegel für die Eitelkeit.

Später wurden auch Reiterspiele veranstaltet (etwa seit dem 14. Jahrhundert), seit dem 15. Jahrhundert gibt es Maskenumzüge. Zur Zeit der Reformation (16. Jahrhundert) wurde Fasching von der neuen evangelischen Kirche vielerorts verboten, da das Verhalten der Narren nicht "gottgefällig" war. Die katholische Kirche vertrat allerdings der Meinung, daß sich das Übel besser kontrollieren ließe, wenn es erlaubt und öffentlich stattfindet. Daher tolerierte sie die Faschingsveranstaltungen.

Trotzdem gibt es etwa seit dem 18. Jahrhundert überall in Deutschland Faschingsveranstaltungen. Der erste Rosenmontagszug in Köln fand 1823 statt, Masken- und Kostümbälle gab es dort bereits seit 1736. Letztere besuchten aber nur das reiche Bürgertum bzw. der Adel. In Süddeutschland kritisierte man die "Vorherrschaft" des Adels und des reichen Bürgertums an den Faschingstagen. Daher begann dort eine Art Gegenbewegung, bei der das einfache Volk in alten Narrenkostümen auf der Straße feierte. Noch heute sieht man die Auswirkungen dieses Protestes: Während im Rheinland die Sitzungen und (politisch geprägten) Umzüge einen wichtigen Platz einnehmen, gibt es in Süddeutschland die "Straßenfastnacht", die wilder, lauter und weniger "fein" ist.

Das heutige Faschingsfest entstand als Feier zum Auftakt der Fastenzeit, die am Aschermittwoch beginnt. Ursprünglich wurde es nur am Abend und in der Nacht vor dem Aschermittwoch begangen. Daher kommt auch der Name: Fast-Nacht = Nacht vor dem Fasten. Auch der Ausdruck "Karneval" geht auf diese Nacht zurück, er kommt aus dem lateinischen "carne vale", was soviel heißt wie "Fleisch, lebe wohl" und auf die bevorstehende Fastenzeit verweist. Viel älter als der Ausdruck "Karneval", der erst im 17. Jahrhundert entstand, ist wahrscheinlich der Ausdruck "Fasching" (13. Jahrhundert). Er kommt aus dem süddeutschen Raum und geht zurück auf den Begriff "vaschanc" bzw. "vaschang". Damit bezeichnete man das Ausschenken des Fastentrankes. Die Endsilbe -anc oder -ang wurde im Laufe der Zeit zu -ing.

Falls aber, wie manche Quellen meinen, der "Karneval" seine Wurzeln im Wort "carrus navalis" hat, dann wäre er doch älter - ein "carrus navalis" war nämlich im alten Rom ein "Narrenschiff", das bei festlichen Umzügen auf Räder gestellt und mitgezogen wurde. Im Mittelalter bezeichnete das "Narrenschiff" eine faule, verfressene Gesellschaft, die sich nur dem leiblichen, nicht aber dem geistigen, auf Wissen bezogenen Wohl widmet. Dazu paßt, daß der Karneval noch heute ein Fest ist, bei dem es nicht um philosophische Gedanken sondern um Spaß, Feiern, Essen und Trinken geht.

Die Anzahl der "närrischen Tage" wurde mit der Zeit vergrößert, und seit dem 12. Jahrhundert findet Fasching vom 6. Januar bis Aschermittwoch statt. Seit 1823 hat sich der Rosenmontag mit seinen Umzügen und Straßenveranstaltungen zu einem der wichtigsten Tage in der Faschingszeit entwickelt. Noch heute gibt es zur Faschingszeit zahlreiche Ess- und Trinkveranstaltungen, Tänze und Maskenumzüge.

Trotzdem hat die Faschingszeit auch etwas Trauriges, Melancholisches an sich, denn nach ihr kommt die Fastenzeit, die an die Vergänglichkeit der Menschen und damit den Tod erinnert.

Rosenmontag: Woher der Name "Rosenmontag" kommt, ist nicht eindeutig. Entweder kommt "Rosen" von "rasen" (im Sinne von lustig sein, Spaß haben, herumtollen) und der Name bezieht sich auf das fröhliche Treiben der Narren. Oder aber es wird Bezug genommen auf den 3. Sonntag im Kirchenjahr, der seit dem 11. Jahrhundert auch "Rosensonntag" genannt wird. An diesem Tag segnete der Papst nämlich jedes Jahr eine goldene Rose und "verlieh" sie an eine wichtige Persönlichkeit. Der Rosenmontag heißt in manchen Gegenden auch "Blauer Montag", da viele Arbeiter nach dem ausschweifenden Feiern der Faschingstage nicht zur Arbeit kamen, also blau machten.

Faschingsdienstag: In manchen Gegenden Süddeutschlands finden die Umzüge am Faschingsdienstag statt. An der Spitze des Zuges geht hier der sogenannte Butz, eine Art Straßenkehrer. Er macht die Straßen frei für das bunte Treiben der Narren. Um 19 Uhr allerdings fällt der Butz tot um und Fasching ist (fast) vorbei. Abends trifft man sich zum "Faschingsbegraben" und zum Leichenschmaus. Die Gestalt und der Umzug sollen an die Pest erinnern. Der Faschingsdienstag hat also gar nicht direkt mit Fasching zu tun, sondern feiert das Ende der Pest!