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Sankt Martin / Martinstag
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Brauchtum

 

Martinsumzug, Martinslampions / Martinslaternen
Das wohl bekannteste Brauchtum am Martinstag ist der Martinsumzug. Früher wurden die Kinder vor dem Umzug gesegnet: "Herr Jesus Christus, schau auf diese Kinder, die ihre Lampen in Händen tragen; Segne sie, damit sie bereit sind, nach dem Vorbild des heiligen Martin anderen zu helfen und zu teilen, was sie besitzen."

Am Anfang des Zuges reitet ein als Sankt Martin verkleideter Mann auf einem Pferd (meistens ein Schimmel), der häufig von einem anderen, als Bettler verkleideten Mann begleitet wird. Ihnen folgen viele Kinder mit (selbstgebastelten) Laternen und singen Martinslieder. Oft werden sie dabei von einer Blaskapelle begleitet. Am Ziel des Umzugs wird dann die Legende von der Mantelteilung nachgespielt. Sie erinnert alle daran, daß man sich uneigennützig verhalten und anderen helfen soll.

Bevor die Kinder nach Hause gehen, bekommen sie noch typische Martins-Backwaren geschenkt - z. B. "Stutenkerle" aus Hefeteig in Süddeutschland oder "Martinshörnchen" (wobei hier ungeklärt ist, ob sich deren Name von Martin oder von Martin Luther herleitet), die in ihrer Form den Broten ähneln, die zur Zeit Martins gegessen wurden.

Dieser Umzug ist Teil der Lichtsymbolik, die an Allerseelen beginnt und über die Advents- und Weihnachtszeit bis Lichtmess (2. Februar) andauert. Das ursprüngliche traditionelle Martinsfeuer wurde inzwischen fast überall von den Martinsumzügen abgelöst. Der Ursprung des Martinsfeuers geht zurück auf die germanischen Wintersonnwendfeiern und das germanischen Erntedankfest: damals wurden Freudenfeuer veranstaltet, die zugleich aber auch reinigende Feuer waren. Vorbild der Lichterumzüge ist die liturgischen Lichterprozession (lat.: Lucernarium, deutsch: Zeit des Lampenanzündens) während der ersten Vesper am Vorabend eines hohen Feiertages.

Früher, auf dem Land teilweise auch heute noch, wurden Laternen aus Kürbissen gebastelt (ein Brauch, welcher sich auch in besonderem Maße beim amerikanischen "Halloween" wiederfindet). Diese wurden oben aufgeschnitten, ausgehöhlt und zu Fratzen geschnitzt. Die Fratzen wurden dann von Innen mittels einer Kerze beleuchtet.

Heute findet man diesen Bauch noch im Halloween-Brauchtum, da dieses Fest keine wirklichen eigenen Bräuche hat, sondern solche von verschiedenen anderen Festen "übernommen" hat. Dazu gehören nicht nur die Kürbis-Laternen, sondern zum Beispiel auch das "Trick or Treat" der Kinder, die Süßigkeiten einfordern: Früher erbaten nicht nur Kinder, sondern auch arme Leute bei den Schlachtfesten und Zinszahlungen zu Sankt Martin ihren Anteil.

Martinsmännchen
In einigen Regionen gibt es statt Sankt Martin auf dem Pferd auch das Martinsmännchen, ein verkleideter Junge (später durften auch Mädchen diesen Part übernehmen), der den Kindern, die ein Gebet aufsagen können, Nüsse und Äpfel schenkt. Dieser Brauch erinnert bereits an die Martinsumzüge. Noch um 1800 zogen im Rheinland "Martinsmännchen" begleitet von weiteren Jungen mit Laternen oder Fackeln von Haus zu Haus und ließen sich von den Kindern Gebete aufsagen.

Martinsgans
Noch heute wird traditionell am Martinstag die "Martinsgans", oft gefüllt mit Äpfeln, Rosinen und Kastanien, gegessen. Diesen Brauch gibt es bereits seit dem Mittelalter, als die Gänse, die nicht den ganzen Winter über "durchgefüttert" werden sollten oder konnten, am Abend vor der vorweihnachtlichen Fastenzeit geschlachtet und gegessen wurden. Die Verbindung der Gänse mit Sankt Martin kann aber auch von den Gänsen als Zinszahlung am 11. November herkommen.

Der 11. November war im Mittelalter Zins- und Pachttag sowie Arbeitsbeginn oder -ende für das Gesinde. An diesem Tag war Hauptzinstag, bei dem unter anderem (Martins-) Gänse als Hauptzahlungsmittel verwendet wurden, das neue Wirtschaftsjahr des Bauern begann und an das Gesinde wurden die Löhne bezahlt. Neue Pachtverträge wurden geschlossen oder alte verlängert, Steuern abgeführt, Knechte und Mägde konnten "kündigen" und den Dienstherrn wechseln. Das Korn war eingeholt und der Wein gelesen - der Winter konnte kommen.

Die Symbolik der Gans reicht jedoch wesentlich weiter zurück.

Zur Zeit der Römer war die Gans der Begleiter des Kriegsgottes Mars. Gänse sollen die Stadt Rom durch ihre Aufmerksamkeit und warnendes Geschrei vor einem feindlichen Überfall bewahrt haben. Im germanischen Denken war die Gans Symboltier Wotans. Wer rituell eine Gans verspeiste, hatte Anteil an der Kraft Wotans.

Der Zusammenhang mit dem Heiligen Martin geht auf dessen Wahl zum Bischof zurück: Als die Bewohner der französischen Stadt Tours Martin zu ihrem Bischof machen wollten (so geht die Legende) soll dieser sich aus Bescheidenheit versteckt haben. Aufgespürt wurde er schließlich in einem Gänsestall. Das aufgeregte Schnattern der Tiere hatte ihn verraten. Eine andere Legende erzählt, daß Martin, während er als Bischof predigte, durch eine Schaar schnatternder Gänse, die in die Kirche watschelten, unterbrochen wurde.

Bauernregeln
- St. Martin ist ein harter Mann - für den, der nicht bezahlen kann.
- Ist es um Martin trüb' - wird der Winter gar nicht lieb.
- Martinstag trüb, macht den Winter lind und lieb - ist er hell, macht er das Wetter zur Schell!
- Ist St. Martin trüb, wird der Winter lieb. - Ist St. Martin hell, wird er kalt für äll'.
- Ist um Martini der Baum schon kahl - macht der Winter keine Qual.
- Wenn's Laub nicht vor Martini fällt - kommt 'ne große Winterkält'.
- Hat Martini weißen Bart - wird der Winter lang und hart.
- Auf Martini Sonnenschein - tritt ein kalter Winter ein.
- Ist die Martinsgans am Brustbein braun - wird man mehr Schnee als Kälte schaun. Ist sie aber weiß - kommt weniger Schnee und Eis.


+ Sankt Martin / Martinstag +

 

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