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17. Juni |
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Sonstige Gedenktage > 17. Juni |
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Kategorie: |
Gedenktag
/ weltlich
(früherer gesetzlicher "Nationalfeiertag" der Bundesrepublik Deutschland - als
"Tag der Deutschen Einheit") |
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Datum: |
fix:
17. Juni |
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Verbreitung: |
bundesweit |
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Bedeutung: |
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Gedenktag an den Volksaufstand in
Ost-Berlin sowie anderen Teilen der DDR am 17. Juni 1953, der mit Hilfe sowjetischer
Truppen blutig niedergeschlagen wurde. Dieser Tag wurde zum Symbol für die Teilung und
die Solidarität mit den Menschen im Osten Deutschlands. Durch ein am 4. August 1953
erlassenes Gesetz übt der "17. Juni" als "Tag der Deutschen Einheit"
von 1954-1990 in der Bundesrepublik die Funktion eines "Nationalfeiertags" aus
(wenngleich die Bezeichnung "Nationalfeiertag" bewußt vermieden wurde, da die
deutsche Nation geteilt war).
Obwohl sich DDR-weit "nur" ca. 3 - 4 Millionen (von insgesamt etwa 18,5
Millionen) Menschen an den Demonstrationen beteiligten und der Aufstand überwiegend von
Arbeitern getragen wurde, kann - aufgrund der räumlichen Ausdehnung und der politische
Tragweite der Forderungen, mit der sich die große Mehrheit der Bevölkerung
identifizierte - durchaus von einem "Volksaufstand" gesprochen werden.
Seit der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 übernahm dieser die Funktion des deutschen
Nationalfeiertags - ebenfalls unter der Bezeichnung "Tag der Deutschen Einheit"
(allerdings mit veränderter Bedeutung - nämlich um die Wiedervereinigung zu feiern).
Der 17. Juni ist seit 1990 kein gesetzlicher Feiertag mehr, wird jedoch noch als
"nationaler Gedenktag" (politisch) begangen. |
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Brauchtum: |
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Bis 1990 offizielle (politische)
Feierlichkeiten. Seither Gedenkreden im Bundestag. |
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Geschichte / Ursprung: |
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Vorausgegangene Ereignisse :
Im Juli 1952 beschließt die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) unter ihrem
Vorsitzenden Walter Ulbricht auf ihrem 2. Parteitag, in der DDR einen Sozialismus nach
sowjetischem Vorbild aufzubauen.
Dazu gehörten u.a. Grundenteignungen (ab bestimmten Flächengrößen), Verstaatlichung
der Industrie, Einführung der Planwirtschaft sowie eine Erhöhung der
Produktivitätsnormen ("technisch begründete Arbeitsnormen"), welche als eine
der wesentlichsten Voraussetzungen dafür angesehen werden, jedoch für die Betroffenen
teilweise große Reallohneinbußen bedeuten. Die Folge sind eine Lebensmittelkrise und ein
deutlicher Rückgang der industriellen Produktion sowie sehr große Unzufriedenheit in der
Bevölkerung.
Am 5.3 1953 stirbt der Staats- und Parteichef der UdSSR Josef Stalin. Als Folge darauf
kommt es sowohl in der UdSSR, als auch in der DDR zu tiefgreifenden Reformen (u.a.
Einstellung der Zwangskollektivierung, Förderung der Privatunternehmer, Wahrung der
Rechtsstaatlichkeit, Rückgabe enteigneter Betriebe, Senkung der Preise, Verbesserung der
Versorgung sowie weitere Zugeständnisse verschiedenster Art). Die SED-Führung wird aus
Moskau zur Rücknahme der Beschlüsse des 2. Parteitages, zum öffentlichen Eingeständnis
von Fehlern sowie zum Mittragen diesen "neuen Kurses" quasi gezwungen
(Bekanntmachung am 11. Juni 1953) und macht sich - anfangs zögerlich, dann jedoch umso
zielstrebiger - an dessen Umsetzung.
Umgesetzt werden konnte dies alles nur, wenn es auch finanziert werden konnte. Und diese
Finanzierung sollte durch die nach wie vor existierende - und von der Rücknahme
ausgeschlossenen - "Normerhöhung" für Arbeiter gesichert werden.
Unmittelbare Ereignisse :
Die Tatsache der Beibehaltung der Normerhöhung war letztendlich hauptausschlaggebend für
den Aufstand, da sich die Arbeiter sozial benachteiligt fühlten.
24.2. 1953
Am 24.2. 1953 beschließt das Politbüro des ZK der SED die Erhöhung der Arbeitsnormen.
Der Ministerrat verordnet, die Normen bis zum 30. Juni 1953 im Durchschnitt um 10,3% zu
erhöhen.
12.6.
Am 12.6. kommt es auf Baustellen in der Stalinallee zu ersten deutlichen
Unmutsäußerungen und Arbeitsniederlegungen.
15.6.
Am Vormittag des 15.6. wird von Baustellenarbeitern ein Protestschreiben an die
DDR-Regierung verfaßt und durch zwei Delegierte in den Mittagsstunden im Büro des
Ministerpräsidenten Otto Grotewohl übergeben. Darin wird eine Stellungnahme bis zum
Mittag des 16. Juni gefordert.
Durch andere anwesende Arbeiter verbreitete sich die Nachricht sehr schnell. Am Nachmittag
des 15.6. verschärft sich die Lage durch die vollständige Einstellung der Arbeiten auf
der Baustelle am Block 40 der Stalinallee sowie in den Bauabschnitten Nord und Süd um die
Forderungen zu unterstützen.
16.6.
Am 16.6. erscheint bei den Bauarbeitern des Blocks 40 ein Gewerkschaftsfunktionär, der
versucht, die Erhöhung der Normen zu rechtfertigen, was zu Verbitterung und Tumulten
führt, da die von der SED kontrollierten Gewerkschaften nicht die Forderungen der
Arbeitnehmer vertreten.
Als die Nachricht aufkommt, daß Kollegen am Krankenhaus Friedrichshain von der
Volkspolizei auf dem Betriebsgelände eingeschlossen seien, bildet sich ein
Demonstrationszug zum Krankenhaus, der schnell von etwa 450 auf 1.000 Teilnehmer
anwächst. Die Nachricht stellt sich als falsch heraus, trotzdem wird die Demonstration
fortgesetzt.
Es erscheint der Minister für Bergbau und Hüttenwesen bei den Demonstranten und klettert
auf einen herbeigeschafften Tisch. Noch bevor er eine Rede halten kann wird er
niedergeschrien und von seinem Podest gezerrt. Die anwesenden Arbeiter fordern nicht nur
die Rücknahme der Normerhöhungen, sondern jetzt auch freie und geheime Wahlen. Für den
folgenden Tag, den 17. Juni, wird mittels eines gewaltsam in Besitz genommenen
Lautsprecherwagens des SED-Magistrats ein Generalstreik ausgerufen. Gegen 15 Uhr löst
sich die auf ca. 10.000 Teilnehmer angewachsene Menge auf.
In der Zwischenzeit treffen einige Arbeiter beim Funkhaus des RIAS (Radio im
Amerikanischen Sektor) ein und bitten um Verlesung einer Resolution, in der die Auszahlung
der Löhne nach den alten Normen, die sofortige Senkung der Lebenshaltungskosten, freie
und geheime Wahlen sowie keine Maßregelung der Streikenden und ihrer Sprecher gefordert
wird. Diesem Wunsch wird stattgegeben und die Forderungen werden noch am selben Abend
mehrmals gesendet. Der Sender wiederholt auch mehrmals Ort und Zeitpunkt der für den
nächsten Tag in Ost-Berlin geplanten Demonstrationen. Ein Aufruf zum Generalstreik durch
den Westberliner DGB-Vorsitzenden Ernst Scharnowski, der seine Kollegen im Osten
unterstützen will, wird jedoch vom Sendeleiter verboten.
Am 16.6. macht die SED-Bezirksleitung dem tagenden Politbüro den Vorschlag, wegen der
vorgefallenen Ereignisse die Normerhöhung zurückzunehmen. Man hofft, den Streik dadurch
abzuwenden.
Die Parteiführung geht auf die Forderung der Demonstranten ein. Als den Demonstranten
diese Wendung mitgeteilt wird, fordern die Arbeiter ein Gespräch mit Grotewohl und
Ulbricht.
Plötzlich fordern einige Arbeiter zusätzliche wirtschaftliche und politische
Forderungen, wie Preissenkungen, den Rücktritt der Regierung und die Abhaltung freier
Wahlen.
17.6.
Dem Streikaufruf vom Vortag folgen bereits früh morgens mehrere tausend Menschen und
versammeln sich auf dem Strausberger Platz. Im Laufe des Vormittags bilden sich in
Ost-Berlin verschiedene Demonstrationszüge in Richtung Mitte Ost-Berlins. Es beteiligen
sich jetzt außer den Bauarbeitern auch Schüler, Studenten, Hausfrauen, Rentner,
Geschäftsleute oder Angestellte. Besonders im Regierungsviertel versammeln sich mehrere
zehntausend Menschen. Diesmal stehen vor allem politische Forderungen im Vordergrund.
Es kommt vermehrt zu Ausschreitungen, Handgreiflichkeiten mit der Volkspolizei und
Übergriffen auf staatliche Einrichtungen sowie Vandalismus und Brandlegungen.
Die DDR-Führung scheint die Kontrolle zu verlieren.
Um 13.00 Uhr verhängt der sowjetische Militärkommandant Ost-Berlins den Ausnahmezustand.
Damit sind Demonstrationen und Menschenansammlungen aus mehr als drei Personen verboten
und die Sperrstunde wird auf 21.00 Uhr festgelegt.
Der Generalstabschef der Sowjetischen Armee, Marschall Wassili Sokolowski, wird "zu
Hilfe" geschickt, um die Ansprüche der UdSSR zu sichern und die DDR-Führung zu
unterstützen. Das russische Militär ist deshalb sehr schnell einsatzbereit und zur
Stelle, da es sich gerade bei Übungsmanövern befindet.
Am frühen Mittag treffen russische Truppen in der Leipziger Straße und am Potsdamer
Platz ein. Der erste Mensch kommt ums Leben, als in der Straße "Unter den
Linden", Ecke "Am Zeughaus" russische Panzer in eine Menschenmenge
hineinfahren.
Sowjetische Soldaten sowie Truppen der kasernierten Volkspolizei beginnen damit, die
Gegend des Regierungsgebäudes unter Einsatz von Schußwaffen - bei dem es zu Toten und
Verletzten kommt - zu räumen.
Einzelne Demonstranten bewerfen die russischen Panzer mit Steinen und greifen diese mit
Knüppeln an.
Unter Einsatz von Gewalt dauert es schließlich bis zum Abend, bis russische Truppen (ca.
20.000 Soldaten) und Volkspolizei (ca. 15.000 Polizisten) den Aufstand unterdrücken, die
Straßen räumen, die Sektorgrenzen abriegeln und die wichtigsten Punkte der Stadt unter
Kontrolle bringen können.
Zahlreiche Menschen flüchten während der Unruhen in den Westsektor Berlins bzw. werden
dorthin wegen der Abriegelung der Sektorgrenze abgedrängt. Auch etliche Westberliner
werden zunächst im Ostteil "eingeschlossen" und können zunächst nicht mehr
zurück.
Auch in anderen Teilen der DDR gehen die Menschen zu politisch oder wirtschaftlich
motivierten Demonstrationen auf die Straßen. Die Arbeiter hatten von den Streiks des
Vortags gehört und wollen ihren Kollegen in Ost-Berlin unterstützen. Auch hier kommt es
zum Teil zu schweren Unruhen, in deren Verlauf es sogar zu Plünderungen, weiteren Toten
und Gefängnisstürmungen kommt.
Noch am 17. Juni werden über 500 DDR-Bürger sowie Personen aus Ost- und Westberlin
festgenommen. Auch in den darauffolgenden Tagen gibt es zahlreiche Verhaftungen in
Ost-Berlin und weiteren Gegenden der DDR.
Nur langsam gelingt es Regierung und SED-Führung in den darauffolgenden Monaten, die Lage
landesweit wieder zu "stabilisieren".
Die letzten kleineren Unruhen in direktem Zusammenhang mit den Ereignissen des 17. Juni
geschehen am 15. Juli in einem Kupferbergwerk in Helbra.
Folgen :
Die Erhöhung der Arbeitsnormen sowie die Lohnkürzungen wurde am 21. Juni wieder
zurückgenommen und auf den Stand von vor dem 1.4. 1953 festgelegt. Im Oktober 1953 wurden
die Preise für die meisten Waren aus den "Handels-Organisation-Läden" um 10-25
% gesenkt.
Die Regierung der DDR ging hart gegen Beteiligte und vermeintliche "Anführer"
der Demonstranten vor: es sollen über 1.200 Personen verhaftet worden sein. Am 18. Juni
wurde der West-Berliner Willi Göttling wegen "aktiver Beteiligung" nach einem
Befehl des sowjetischen Ost-Berliner Stadtkommandanten standrechtlich erschossen.
Die DDR-Führung stellte die Ereignisse als "faschistischen Putschversuch", als
aus dem Westen gesteuerte "Konterrevolution", als "Abenteuer ausländischer
Agenten" oder als ein "Verbrechen westberliner Provokateure" hin. Aus Angst
vor neuerlichem Aufbegehren wurden Maßnahmen wie Schaffung von "Kampfgruppen der
Arbeiterklasse" in Betrieben oder Aufstockung der Mitarbeiterzahl der
Sicherheitsorgane (Polizei, Stasi) getroffen.
"Der Westen" wurde teilweise scharf kritisiert, da man (besonders USA,
Großbritannien und Frankreich, aber auch die westdeutsche Bundesregierung) sich in Bezug
auf die Vorkommnisse des 17. Juni sowie in Bezug auf Vergeltungsmaßnahmen seitens der
DDR-Regierung wider Erwarten mit öffentlichen Äußerungen sehr zurückgehalten hatte,
weil man die UdSSR nicht provozieren und einen dritten Weltkrieg heraufbeschwören wollte.
Zahlen (westliche Schätzungen) :
- Streiks und Demonstationen in insgesamt etwa 370 - 400 Städten und Gemeinden in der
ganzen DDR sowie ca. 600 Betrieben
- etwa 3-4 Millionen Demonstranten in der gesamten DDR, davon ca. 500.000 streikende
Arbeiter (ca. 5,5 - 6 % der Beschäftigten)
- mehrere hundert Verletzte, zwischen 130 und 560 Tote (hiervon ca. 20 - 40 sowjetische
Soldaten und ca. 20 standrechtlich erschossene Volkspolizisten, die sich geweigert hatten,
auf die Menschen zu schießen)
- Verhängung des Ausnahmezustands durch die sowjetischen Stadtkommandanten in ca. 170
Städten |
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Andere Bezeichnungen für
diesen Tag: Gedenktag zum Aufstand am 17. Juni, Gedenktag des 17. Juni |
|
siehe auch: Tag der Deutschen Einheit |
+ 17. Juni +
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